Bevor die riesigen Kessel und Turbinen der Maschinenbau-Ära das Bild Gummersbachs prägten, war es ein deutlich leiseres, aber nicht weniger mächtiges Gewerbe, das den Reichtum in die Region brachte: die Textilindustrie.
Die frühe wirtschaftliche Blüte Gummersbachs ist untrennbar mit der Verarbeitung von Wolle und der Kunst der Tuchmacherei verbunden. Es war die Geburtsstunde unserer industriellen Identität.
Im 17. und 18. Jahrhundert war das Bergische Land ideal für die Schafzucht, und die zahlreichen Bäche lieferten das nötige Wasser für die Veredelung der Wolle. Was als einfache Heimarbeit begann – Spinnen und Weben in kleinen Werkstätten – entwickelte sich schnell zu einem lukrativen, regional organisierten Gewerbe.
Die Bauern und Handwerker aus Gummersbach und Umgebung waren bekannt für die hohe Qualität ihrer Garne und Tuche. Diese wurden bald nicht mehr nur lokal verkauft, sondern über Handelswege weit bis in andere europäische Regionen exportiert.
Der wirkliche Aufschwung kam im 19. Jahrhundert, als Gummersbach bereit war, den Sprung in die maschinelle Fertigung zu wagen. Unternehmer erkannten das Potenzial der Dampfmaschine und bauten die ersten mechanischen Spinnereien und Webereien.
Dieser Erfolg war so groß, dass sich das textile Erbe bis ins Wappen der Stadt eingeschrieben hat: Die Spindel im Gummersbacher Stadtwappen symbolisiert bis heute diese prägende Ära der Textilindustrie.
Auch wenn die lauten Webstühle der Vergangenheit angehören, sind die Fäden der Textilgeschichte noch heute im Stadtgefüge zu finden. Viele der alten Fabrikantenvillen zeugen noch vom einstigen Wohlstand, und in den Namen mancher Straßen und Viertel hallt der Geist dieser Epoche nach.
Die Geschichte der Gummersbacher Tuchmacher ist ein starkes Beispiel dafür, wie aus regionalen Ressourcen und handwerklichem Geschick eine internationale Wirtschaftsmacht entstehen kann.